Buenos Aires – Teil 2

Buenos Aires – Teil 2

Es ist Sonntag und es gibt ein erklärtes Tagesziel: Steak. Nachdem der erste Versuch von dem vermeintlichem Geisterbus 140 vereitelt wurde, wollen wir es heute wissen. Aber erstmal muss es verdient werden: Sonntags findet der legendäre Straßenmarkt in San Telmo statt, wo über ca. 2km Kunsthandwerk, Kleidung, Schmuck und jede Menge Krempel feilgeboten wird. San Telmo ist ein wunderschönes Viertel mit Kopfsteinplaster, kleinen Gassen und bunten Geschäften und außerdem der Geburtsort des Tango. Das müssen wir sehen. Aber es gibt ein kleines Problem: Es regnet. In Strömen. Unsere kleine Gaderobe ist auf sowas nicht unbedingt vorbereitet. Statt Regenmänteln haben wir Sonnencreme und Flip-Flops dabei. Die müssen erstmal im Rucksack bleiben. Gut, dass Gus – bester Mann – einen riesigen Schirm für uns hat. Gus hat alles.

Mit unseren Insider-Tipps der ersten beiden Tage im Gepäck bewegen wir uns schon deutlich sicherer und fangen an, diese Stadt zu verstehen. Zeit für die U-Bahn. Zum Glück ist das Netz überschaubar und trotzdem sind wir gespannt auf den Untergrund. Den braucht man ja irgendwie auch, um in einer Stadt anzukommen. Kurze Verwirrung und 5 Pesos pro Nase später sitzen wir in der Bahn. Ein maximal 3-jähriger Junge verkauft Haargummis. Achja, ist ja doch nicht alles Sonnenschein.

Choripan & Asado

Am Markt angekommen lassen wir die ersten Stände mit Plastikkram hinter uns und kämpfen uns durch den Regen und massenhaft Schirme. Es ist warscheinlich wesentlich leerer als sonst und die Händler sind eher damit beschäftigt, ihre Stände regendicht zu machen, als ihre Waren anzupreisen. Schade eigentlich, weil es wirklich jede Menge wunderlicher Produkte gibt. Dazwischen immer wieder Ledertaschen, Mate-Becher (wir sind interessiert …) und Sonnenbrillen.

Wir haben etwa die Hälfte des Marktes hinter uns und bekommen langsam Hunger. An einem unscheinbaren Hinterhof-Eingang wird mit Choripan & Asado geworben. Das sieht interessant aus. Die besten Orte sind ja dort, wo man sie nicht erwartet. Und tatsächlich folgt unser Highlight des Tages: Im Hinterhof wurde provisorisch ein riesiger Grill errichtet und ein Mann brät dort Unmengen von Wurst und Steak. Wir bestellen beim freundlichen Grillmeister zwei Bife de Chorrizo im Brot, bezahlen beim anderen, zornigen Mann und werden mit feinstem Steak im Brot belohnt. Dazu Quilmes. Es schüttet. Glück.

Gestärkt und motiviert schlendern wir weiter über den Markt, plauschen kurz mit einem Gitarrero, der Tango singt (er war wohl mal mit der Lufthansa in Deutschland…oder so) und wollen nun endlich ein paar Mate-Becher kaufen. Gehört ja irgendwie dazu. Ein Händler bietet Mate-Sets für 50 Pesos an. Guter Deal, aber man muss ja immer handeln. Zögerlich, in mittelgutem Spanisch biete ich ihm 70 Pesos für zwei Stück. Und er so: „100“. Der harte Hund weiß wie man handelt und wir schlagen ein. Feilschen üben wir noch.

Abends wollen wir nochmal unser Glück versuchen und sitzen diesmal gelassener an der Bushaltestelle (ggf. war Alkohol im Spiel). Wieder warten und wundern und nach einiger Zeit erscheint ein Bus ohne Nummer. Das muss sie sein. Wir fragen vorsichtshalber: „Por Palermo?“ – „Sí.“ – Hurra! Am Ende haben wir die 140 in unser Herz geschlossen. Niemand weiß, was sie als nächstes machen wird. Eine alte Dame, starrköpfig, verrückt und doch liebenswert und damit perfektes Symbol für diese Stadt.

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Das Steak hingegen ist auf den Punkt. Aber es ist nur ein kleiner Vorgeschmack auf das, was uns am nächsten Tag in der kleinen, unscheinbaren Parilla Peña erwarten sollte: 600g allerbestes Rumpsteak, Vino de la casa, Papiertischdecken und lauter Locals. So muss das sein.

Mit einer dezenten Sucht nach Dulce de Leche (Tom), Submarino* (Nadira) und Steak (beide) verlassen wir heute diese aufregende Stadt. Buenos Aires, du warst gut zu uns. Als nächstes fahren wir nach Mendoza, erstmal raus aus der Stadt und rein in das Anden-Vorland.

Tipps des Tages

  • *Submarino: Ein Schokoriegel in heißer Milch
  • Parilla Peña, Rodríguez Pena 682 – das beste Steak in Buenos Aires
  • Bus 140