Buenos dias, Buenos Aires

Buenos dias, Buenos Aires

Nach 11.450 Kilometern und fast 24 Stunden Reisezeit betreten wir argentinischen Boden. Unsere erste Reise verläuft fast ekelhaft reibunglos: Pünktlich am Flughafen angekommen, landen wir in Madrid, der Transfer klappt und selbst die 12 Stunden Langstreckenflug überstehen wir erstaunlich gut. Lediglich das Schlafen ohne offenen Mund und „Nicht Aussehen wie zwei Rentner“ üben wir dann noch einmal.

In Buenos Aires werden wir dann von Alejandro, dem Taxifahrer, abgeholt. Viel schnelles Auffahren und Hupen gehört natürlich zum argentinischen Stil, dafür gibt es gratis W-Lan. Zu Beginn unserer fast einstündigen Taxifahrt lächelt uns Messi freundlich von einem riesigen Plakat entgegen. Alejandro auf die Weltmeisterschaft anzusprechen wäre wahrscheinlich nicht die beste Idee aller Zeiten gewesen. Lebendig angekommen, empfängt uns unser Airbnb-Host Gus in Recoleta, unserem feinen Barrio. Gus ist supernett und wir erhalten direkt diverse Tipps für die besten Steak-Restaurants der Stadt – que bueno!

Nach der ersten Runde Glückseligkeit wollen wir unsere neue Nachbarschaft erkunden. Voll des Eigenlobes über unsere perfekte Anreise und Appartementauswahl, gehen wir in die erste Bank, um endlich Pesos zu erhalten. In Deutschland ist dies im Vorfeld nicht möglich gewesen, sodass wir ohne Bargeld losgereist sind. Auf einmal stehen wir vor verschlossenen Türen. Ein lautes No! des Wachmanns hindert uns daran, weiter an den Türen zu rütteln. Nunja, es gibt ja noch 20.000 andere Banken – die alle geschlossen sind. Allen gemeinsam ist, dass sie einen ominösen Zettel an der Tür haben, den wir aber nicht entziffern können. Ein unangenehmes Gefühl von leichter Panik kommt auf, war da nicht was mit einer möglichen Zahlungsunfähigkeit der argentinischen Regierung?

Tom hat die beste Idee überhaupt: Erstmal einen Kaffee im El Ateneo trinken, Buenos Aires beeindruckender Bibliothek. In der Hoffnung, dass das Zahlen mit Kreditkarte funktioniert, erklären wir dem netten Kellner unsere Bestellung noch etwas mit Hand und Fuß im fast perfekten Spanisch. Danach geht es erneut zu den Banken, und oh Wunder, wir erhalten tatsächlich Geld. Hinterher erfahren wir, dass in Buenos Aires jeden Werktag zwischen 15 und 16.30 Uhr die Automaten geleert werden. Hauptsache erst einmal Panik. Nach dieser ersten Touri-Erfahrung geht es dann erschöpft mit argeninischem Bier (Quilmes) ins Bett, der Jetlag holt uns ein.

Tag 2 oder auch: 10 Kilometer Laufen

Am nächsten Tag gibt es Frühstück von und mit Gus und die Festellung, dass Köln uns nicht loslässt: Unsere witzigen und netten Mitbewohner kommen aus der Heimat und haben direkt die besten Tipps für unsere weitere Tour, da sie gerade durch Nordargentinien gereist sind. Voller Freude geht es dann zu unserer BA Free-Guide-Tour, auch wieder ein Tipp von Gus und absolut empfehlenswert. Die Idee hinter solcher Touren ist es, dass Locals den Touristen ihre Stadt zeigen. Sie sind kostenlos, aber man gibt dem Guide ein Trinkgeld, je nachdem wieviel einem die Tour wert ist. Die Stimmung ist super und Vicky, unser Guide, hatte einst auch ihren Job gekündigt und die gesamte Welt gereist – es gibt also viel Gesprächsstoff. Außerdem ist sie Porteña, so nennt man die gebürtigen Einwohner aus Buenos Aires. Mit viel Leidenschaft und Liebe zu ihrer Heimatstadt führt sie uns 2 1/2 Stunden durch die Altstadt von BA. Idealerweise gibt es wertvolle Tipps wie: Niemals würde ein Porteño mit einem Kaffee in der Hand durch die Stadt laufen, denn man nimmt sich immer die Zeit für einen Kaffee im Sitzen. Immer. An den Coffee-To-Gos erkenne man sofort die Touristen und Vicky würde „definitely not recommend“ dies ebenfalls zu tun. Gut dass sie das sagt, kurz bevor ich in den nächsten Starbucks rennen wollte. Weitere Programmpunkte sind: Falschgeld auf dem Schwarzmarkt erkennen, einen Cortado (kleiner Kaffee mit Milch) nur mit Gesten bestellen und viel mit den Händen fluchen.

Besonders beeindruckt hat mich der Präsidentenpalast, die Casa Rosada. Hier demonstrieren die Madres de Plaza de Mayo seit 36 Jahren jeden Donnerstag und verlangen Aufklärung über das Verschwinden ihrer Kinder zu Zeiten der Militärdiktatur. Insgesamt auffällig ist die sehr große Leidenschaft der Einwohner für Demonstrationen, davon gibt es bis zu zehn pro Tag.

Steak essen – Nice try

Abends wollen wir dann endlich Steak essen gehen. Der Argentinier geht frühestens um 21 Uhr zum Abendessen, also wir dann auch. Es regnet in Strömen, aber wir haben ja eine Wegbeschreibung von Gus zu einer wohl sehr guten Parrilla (Steakhaus) erhalten. An der Bushaltestelle angekommen, vollzieht sich folgendes Szenario: Busse kommen an drei Haltestellen in für uns nicht erkennbarer Reihenfolge an. Hier das Gedächtnisprotokoll der ankommenden Nummern: 29, 29, 29, 88, lange gar nix, 29, 28, unser Bus 140, trotz Winkens und Schreiens leider nicht angehalten, 29. Wir versuchen verzweifelt eine Art Plan zu dekodieren. Die Porteños steigen selbstbewusst ein und aus, alles folgt irgendwie einem Muster, das wir aber null verstehen. Nach einer guten dreiviertel Stunde geben wir völlig durchnässt und müde auf und verlegen das Steak auf den nächsten Tag. Die europäische Mentalität mit Busplänen und Regelmäßigkeit werden wir dringend noch ablegen müssen, ich bin da aber sehr guter Hoffnung.

Tom und ich versuchen die ganze Zeit unsere Eindrücke der Stadt in Worte zu fassen und es fällt oft ein: „Ahja, hier sieht es aus wie in Madrid“ oder „Das erinnert mich an New York“. Buenos Aires ist definitiv sehr beeindruckend und nicht einfach zu beschreiben. Die Stadt ist sehr europäisch und doch südamerikanisch, es gibt mit Marmor verzierte Hauseingänge, in denen obdachlose Kinder schlafen. Auf jeden Fall ist sie sehr aufregend, die Leute sind unfassbar hilfsbereit, witzig und freundlich und es gibt noch so viel zu sehen, wir sind gespannt darauf. Hasta luego!

Unsere ersten Tipps für Buenos Aires