Maui & Oahu: Hanging Loose auf Hawaii

Maui & Oahu: Hanging Loose auf Hawaii

Die Ankunft auf Maui, Hawaii beginnt mit einer großen Enttäuschung, die ich mir nur folgendermaßen erklären kann: Durch eine Verkettung von Missverständnissen und Versäumnissen auf oberster Ebene hat die Airline vergessen, uns mit Blumenketten und Hula-Tanz willkommen zu heißen. Naja, dafür stimmt jedes andere Klischee: Aus den Lautsprechern säuseln Ukulelen, das Klima ist perfekt und nach ein paar Metern wird uns laut „Aloha!“ entgegen gerufen. Es kommt vom netten Herrn im ärmellosen Hawaii-Hemd, der im Flugzeug vor uns saß und in seiner Freizeit Wale rettet. Er winkt, lacht, wünscht uns viel Spaß und guckt, als wäre es der schönste Tag seines Lebens. Ist es warscheinlich auch.

Aloha ist nicht nur die allgemeine Begrüßung, sondern steht auch für ein Lebensgefühl, das von Ruhe, Entspannung und Rücksicht geprägt ist. Das steckt sofort an. Die Uhren gehen etwas langsamer, niemand und nichts eilt. Ein gutes Beispiel: Kein Autofahrer hupt jemals, nur im äußersten Notfall. Also gehen auch wir langsam und beschwingt zur Autovermietung, um uns unser zukünftiges Surfmobil auszuleihen. Nie war ein Upgrade auf ein Cabrio verlockender, aber trotz Quengelei meinerseits bleiben wir beim guten Kleinwagen. Kurze Zeit später sind wir schon im wunderbaren Northshore-Hostel, wo wir ganze 10 Tage bleiben wollen.

Soul-Surfing

Während Nadira schon mit einer Surfcamp-Ausbildung auftrumpfen kann, beschränken sich meine Erfahrungen auf ein halbstündiges Debakel von vor 15 Jahren, als mir ein Profi-Brett in die Hand gedrückt und viel Spaß gewünscht wurde. Literweise Wasser in der Nase und eine riesige Beule später fand ich mich am Strand wieder und hätte das Brett am liebsten verbrannt. Zeit für einen neuen Anlauf. Wir buchen eine Unterrichtsstunde bei Brian von Soul-Surfing Maui und schon am nächsten Tag empfängt er uns an der anfängerfreundlichen Westküste. Es gibt eine kurze Trockenübung und ehe ich mich versehe, bin ich im Wasser und erwarte weitere Instruktionen und Informationen von Brian. Aber dann: „GOGOGO! PADDLE HARD! STAND UP!“. Hilfe! Was? Wie denn? Ein kurzer Anschubser und ich surfe – irgendwie. Während der Strand schnell auf mich zukommt, jubele ich, bis ich ins Wasser falle. Bremsen haben wir nicht geübt. Auch Nadira steht die ersten Wellen und wir sind extrem stolz und jetzt schon süchtig. Nach 90 Minuten ist das Meer aber stärker als ich und jeder Armschlag eine Qual. „Der Tank ist leer“, attestiert Brian und wie Recht er hat. Der heftige Muskelkater setzt schon Minuten später ein. Am nächsten Tag habe ich Schwierigkeiten meine Arme zu heben. Aber das war’s wert.

Die nächsten paar Tage dreht sich alles um’s Surfen. Noch vor dem ersten Kaffee wird der Surfreport studiert und während ich versuche, den Muskelkater zu überwinden, faselt Nadira irgendwas von Onshore-Offshore, South-Swell, 3-foot-Breaks und Waveperiod. Ich nicke wissend und verstehe nichts. „Wellen: Gut.“ Ohne Brians Hilfe gestaltet sich alles etwas schwieriger und nach einigen Wipeouts (Surfsprech: „Hinfallen“) und Momenten der Frustration können wir doch noch weitere Erfolge feiern und fangen an, den Umstieg vom Long- aufs Shortboard und die anschließend unausweichliche Profilaufbahn zu planen. Um die zukünftige Konkurrenz zu beobachten, fahren wir an einem surf-freien Tag nach Peahi oder auch Jaws, einem der berühmtesten Surfspots der Welt. Am Morgen wurde ein „High-Surf-Warning“ ausgesprochen und diese Warnung ist für die Profis eine Einladung. Aus sicherer Entfernung können wir beobachten, wie eine handvoll Wahnsinniger von Jetskis in die 6-Meter-Wellen gezogen werden, um diese souverän runterzureiten. Demütig fahren wir zurück zu unserem Strand und überlegen nächste Schritte. Profi-Karriere erstmal vertagt.

Waikiki Beach & Honolulu

Nach 10 Tagen auf Maui geht es für uns weiter auf die Nachbarinsel Oahu, denn von dort aus werden wir nach Melbourne weiterfliegen. Hier wohnen wir bei AirBnB-Host Phil (oder auch Hawaii-Phil), der sich als Singer-Songwriter und mit anderen ominösen „Projekten“ durchschlägt. Er ist ein lieber, wenn auch verplanter Zeitgenosse und lässt uns sogar sein Auto benutzen, das wir „Schrotti“ nennen. Die Fahrertür geht nicht auf, es hat einen Platten, gibt einige interessante Geräusche von sich, aber fährt uns sicher über die Insel. Wir besichtigen den berühmten Waikiki-Beach und Downtown-Honolulu und während Maui noch eher das verträumte Hippie-Refugium war, ist das hier eine ausgewachsene Großstadt, die aber durch den Aloha-Spirit trotzdem ruhig und entspannt ist. Man hört öfter mal Polizeisirenen, aber ich vermute, dass die einzigen Vergehen hier nur Surfboard-Klau, Hupen und Zu-wenig-Eis-Essen sein können. Zum Schluss besuchen wir noch das Örtchen Kailua, wo momentan Barack Obama Urlaub macht. Fast, ganz fast, hätten wir ihn getroffen, als wir in seinem Lieblingsladen Eis essen und damit können wir jetzt behaupten, den Präsidenten gut zu kennen. Barry, alter Haudegen, bis zum nächsten Mal!

Tipps des Tages:

Zum Glück hat jemand am gleichen Tag, an dem wir da waren, ein Video von den Surfern in Jaws gemacht.